Gibt es die EINE richtige Projektmanagementmethode für alle Projekte? So wie diese Frage gestellt ist, muss die Antwort „Nein“ lauten. Dennoch ist die Frage relevant und sie muss vor oder mit dem Beginn eines Projektes gestellt werden. Denn Sie wollen von vornherein auf die richtige Karte setzen und die effizienteste und zielführendste Methode für Ihr Projekt festlegen. Welche Methode das ist, hängt von diversen Faktoren ab und jede hat ihre Stärken und Schwächen. Im Folgenden erläutere ich Ihnen die Unterschiede der einzelnen Methoden und wann eine Nutzung dieser sinnvoll ist.
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Plan-Driven Projektmanagement
(Klassisch– PMI/GPM/PRINCE2/V-Modell…)
Beim klassischen Projektmanagement (PM) werden die Ziele (Inhalt, Zeit, Kosten) während der Projektplanung auf Basis des Business Cases und der Projektcharter, vor eigentlicher Umsetzung im Detail ausgearbeitet, die notwendigen Prozesse, Managementpläne, Baselines erstellt und in einem Pflichtenheft festgehalten. Erst nach vollständiger Planung und Freigabe dieser durch den Sponsor, gegebenenfalls auch dem Team, beginnt die Umsetzung selbst. Der Lebenszyklus des Projektes wird hierfür in einzelne Phasen mit definierten Meilensteinen unterteilt. Erst nach dem erfolgreichen Abschluss einer Phase wird in die nächste Phase übergegangen.
Abbildung 1: Phasen des Projektes
Klassisches PM wird üblicherweise genutzt, wenn alle Ziele vor Umsetzung definiert werden können und/oder es sich um ein komplexes Projekt mit vielen Mitarbeitern und Stakeholdern handelt.
Tabelle 1: Vor- und Nachteile PD-PM
Beispiele für klassisches PM sind ein Bauvorhaben, Entwicklung eines neuen Fahrzeuges oder auch der Umzug eines Rechenzentrums. (Vorhaben bekannt und klare Vorgehensweise)
Change-Driven Projektmanagement
(Scrum/PMI/Kanban/PRINCE2 Agile…)
Auf den ersten Blick scheint Change-Driven PM etwas unstrukturiert und unkoordiniert, da das Team die Planung und Leitung selbst übernimmt. Zu Beginn des Projektes gibt es eine Vision des Endproduktes mit wenigen Anforderungen. Das Projekt wird also nicht in Phasen, sondern in zeitlich identische Iterationen eingeteilt, in denen die Umsetzung in kleinen Teams erfolgt. Der Einsatz von Change-Driven ist besonders gut für komplexe Projekte bei undefiniertem Endergebnis geeignet.
Tabelle 2: Vor- und Nachteile CD-PM
Nachstehend sind beispielhaft die Iterationen des Projektes mit Change-Driven Projektmanagement dargestellt:
Abbildung 2: Iterationen des Projektes mit Change-Driven PM
Abhängig von den vorhandenen Informationen und definierten Anforderungen gibt es drei Arten des Change-Driven PM: das inkrementelle, das adaptive und das iterative PM.
Beim inkrementellen und iterativen PM stehen zu Beginn ausreichend Anforderungen an das Endprodukt zur Verfügung, sodass vorläufige Schätzungen für Zeit und Kosten vorgenommen werden können. Diese Anforderungen werden in jeder Iteration weiter verfeinert und neue Anforderungen werden definiert. Der große Unterschied dieser beiden Methoden ist, dass beim inkrementellen PM am Ende jeder Iteration ein vollständig nutzbares Inkrement des Endproduktes zur Verfügung steht und beim iterativen PM das Endprodukt sukzessiv entwickelt wird, bis dieses vollständig nutzbar ist.
Anders als beim inkrementellen oder iterativen PM gibt es beim adaptiven PM ab Beginn Beschränkungen für den Faktor Zeit und Kosten. Die Anforderungen sind sehr allgemein gehalten, werden im Laufe des Projektes verfeinert und im Produktbacklog priorisiert. Die Arbeit wird in kleine Inkremente unterteilt, sodass der Kunde diese stetig im Rahmen der Beschränkungen ändern und neu priorisieren kann. Das Projekt endet mit Erreichen einer der Beschränkungen.
Beispiele für Change-Driven PM sind die Entwicklung einer Software, Entwicklung einer Website oder auch Prototyping. (Hohe Unsicherheit, probieren und reagieren).
Hybrides Projektmanagement
(Predictive + Change-Driven)
Hybrides Projektmanagement ist eine Kombination aus klassischem und adaptivem PM. Es nutzt die jeweiligen Vorteile beider Methoden, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, aber auch um mit der Umsetzung mit noch unbekannten Anforderungen direkt nach der Planung zu beginnen. Bekannte Anforderungen werden hierbei klassisch und unzureichend bekannte Anforderungen agil implementiert.
Tabelle 3: Vor- und Nachteile HD-PM
Im Folgenden sind die Phasen eines hybriden PM-Ansatzes veranschaulicht:
Abbildung 3: Ablauf des Projektes mit hybridem Projektmanagement
Fazit
Das Thema Projektmanagementmethoden ist nicht ganz trivial und es wird initial Zeit benötigt, um sich mit den unterschiedlichen Methoden und Ansätzen auseinanderzusetzen, sodass für ein jedes Projekt der bestmögliche Ansatz gewählt werden kann.