Value Stream Management: Wie die Softwareentwicklung von dem Erfolgskonzept profitiert

Produkte und Services, die den Kunden schneller zur Verfügung gestellt werden können und eine höhere Qualität besitzen – das sind die vielversprechenden Ziele von Value Stream Management, zu deutsch: Wertstrommanagement. Im Zuge der DevOps-Bewegung hat es seinen Weg in die Softwareentwicklung gefunden und wird aktuell auf zahlreichen Konferenzen und in Arbeitsgruppen diskutiert. Wie lassen sich Softwareprodukte mit den richtigen Metriken kontinuierlich verbessern? In einem spannenden Gespräch haben sich Steven Walters, Field CTO von GitLab, und Stefan Gärtner von SVA ausgetauscht – und damit die Inhalte für diesen informativen Blogartikel geliefert.

Ein gemeinsames Ziel: Der Nutzen für das Unternehmen

Value Stream Management kommt aus dem Manufacturing, wo es bereits seit vielen Jahrzehnten etabliert ist. Seine Wurzeln können sogar bis zu den Produktionsmethoden von Henry Ford zurückverfolgt werden. Später wurde es bei Toyota verfeinert. Doch erst im Jahr 2018 gelang dem Konzept der Sprung aus dem Manufacturing in die IT-Welt als Forrester und Gartner viel beachtete Berichte hierzu veröffentlichten. Seitdem wird Value Stream Management auch für die Softwareentwicklung eingesetzt.

Mit Value Stream Management lässt sich ein höherer DevOps-Reifegrad erreichen. Der Schlüssel hierzu ist eine klare Ausrichtung am Nutzen für den Kunden und damit am Nutzen für das Unternehmen. Dies erfordert eine ganzheitliche Betrachtung der gesamten Organisation. Es geht nicht nur darum, die Prozesse zu analysieren, sondern auch darum, zu verstehen, wie Menschen, Tools, Technologie und Automation in diese Prozesse eingebunden sind. Indem alle Elemente zusammengeführt werden, können Unternehmen ihre Wertströme anhand geeigneter Metriken anpassen und kontinuierlich verbessern. Sie können Kundenfeedback einbeziehen und ihre Geschäftsziele mit den Kundenbedürfnissen in Einklang bringen.


„Indem sie die Metriken in GitLab verfolgen, können Unternehmen ihre Fortschritte bewerten, Verbesserungspotenziale erkennen und fundierte Entscheidungen zur Optimierung ihres Wertstroms treffen.“
Steven Walters, Field CTO GitLab, DevOps Institute Ambassador


Ein Beispiel macht deutlich, wie Value Stream Management funktioniert: Wenn ein neues Softwareprodukt fertiggestellt ist, kann der Kunde es noch lange nicht nutzen. Vielleicht muss das Vertriebsteam erst noch trainiert werden. Die Marketingbroschüren sind noch nicht fertig und es gibt einige rechtliche Fragen, die das Legal-Team prüfen muss. Diese Zeit zwischen Fertigstellung und tatsächlicher Nutzung kann mit Value Stream Management auf ein Minimum reduziert werden, indem identifiziert wird, welche Schritte parallel stattfinden können. Da sie auf dem Zeitstrahl nach links verschoben werden, spricht man auch von einem „Shift Left“.

Die Brücke zwischen Technologie und Business

Dabei ist wichtig zu verstehen, dass beim Value Stream Management zwei verschiedene Arten von Metriken zum Einsatz kommen. Zum einen gibt es Flow-Metriken, die ermitteln, wie schnell und wie gut etwas produziert wird. Zum anderen gibt es Value-Realization-Metriken, bei denen das Ergebnis im Fokus steht. Dies sind die Kennzahlen, die den Kern des Geschäfts betreffen: Gewinn und Verlust, Umsatz, der Net Promoter Score oder auch die Customer Journey Time. Value Stream Management schafft die Verbindung zwischen den beiden Welten – in anderen Worten: zwischen Technologie und Business.

Mit der Roadmap zum Value Stream Management

Das Value Stream Management Consortium veröffentlicht nicht nur jährliche Berichte, sondern hat auch die „Value Stream Management Implementation Roadmap“ entwickelt – eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Einführung. Die wichtigsten Phasen werden hier in aller Kürze vorgestellt:

  1. Vision: Der erste Schritt ist, eine Vision bzw. ein Value Statement zu definieren.
  2. Identify: Jetzt gilt es, die Wertströme von Services und Produkten zu identifizieren.
  3. Organize: Es wird analysiert, welche Mitarbeitenden am Flow of Value beteiligt sind. Die Organisation wird so verändert, dass sie sich an den Wertströmen ausrichtet.
  4. Mapping: Das Mapping bildet die Wertströme ab und zeigt, wie die Mitarbeitenden, aber auch Tools, Technologien oder Automatisierung darin eingebunden sind. Dabei wird sichtbar, welche Faktoren den Flow of Value verzögern oder die Qualität mindern – und auch, an welchen Stellen es möglich ist, Prozessschritte vorzuziehen. Auf dieser Basis lässt sich der zukünftige Idealzustand definieren.
  5. Connect: Die vielen verschiedenen Elemente werden in einer DevSecOps-Plattform wie zum Beispiel GitLab zusammengeführt, mit der sich der Flow of Value managen lässt. Sehr hilfreich ist dabei ein Dashboard, das unter anderem die DORA-Metriken zeigt (DORA = DevOps Research and Assessments).
  6. Inspect and Adapt: Die Metriken werden überwacht. Es gibt laufend Anpassungen und Verbesserungsschleifen.

Essenziell: Das richtige Tool und die Perspektive von außen

Der Weg ist klar – doch alleine lässt er sich kaum meistern. Auch wenn Produktqualität und Kundenzufriedenheit für Unternehmen einen hohen Stellenwert haben, fällt ihnen der richtige Einsatz von Metriken oft schwer. An bestehende Prozesse, die abteilungsübergreifend und historisch gewachsen sind, traut man sich kaum heran. Damit Value Stream Management erfolgreich sein kann, braucht es daher sowohl das richtige Werkzeug, wie es etwa GitLab bereitstellt, als auch den externen Blick und die Expertise von außen.

Ein Value Stream Assessment hilft, die Vision zu definieren, die Wertströme zu identifizieren und die Beteiligten zu organisieren. Vor allem aber unterstützt es beim Mapping, bei dem die menschliche Seite und der Prozess zusammengeführt werden, um sie an der Vision auszurichten.

Menschen und Teams im Mittelpunkt

Eine Optimierung der Wertströme bedeutet, die gesamte Organisation, alle Teams und ihre Interaktionen auf ein gemeinsames Ziel auszurichten. Wie sich gezeigt hat, betrifft dies bei weitem nicht nur Technologie-Teams, sondern die verschiedensten Bereiche, die alle einen Beitrag zur Werterbringung leisten – von HR über Legal bis zum Marketing.

Es gilt, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie die unterschiedlichen Subkulturen in einem Unternehmen nahtlos zusammenarbeiten können. Im Kern geht es beim Value Stream Management also um nichts Geringeres als um die komplette Zusammenarbeit der Menschen in einer Organisation.