Atlassian setzt auf die Cloud – Serverlizenzen werden eingestellt und Datacenter-Lizenzen teurer

Mit einer neuen Strategie möchte Atlassian sein Cloud-Offering weiter pushen. Selbst gehostete Instanzen etwa von Jira oder Confluence werden teuer, denn nun muss zwingend auf Datacenter-Deployment gewechselt oder alternativ die Atlassian Cloud genutzt werden. Einfache Serverlizenzen werden ab Februar 2021 nicht mehr angeboten und Server-Deployments nur noch bis Februar 2024 unterstützt.

Die seit Mitte dieses Monats bekannten Änderungen im Preiskatalog für Atlassian Produkte machen deutlich: Atlassian beschreibt sich selbst als „cloud-first company“ und setzt voll auf sein Cloud-Offering! Konnten bis jetzt auch kleine Instanzen auf unternehmenseigenen Servern selbst gehostet werden, wird das in Zukunft nicht mehr möglich sein. Grund dafür ist, dass Atlassian für alle Server-Produkte ab Februar 2021 keine Neulizenzen mehr anbietet und auch die Entwicklungsarbeit in neue Features für Server-Produkte einstellt. Auch werden ab Mai nächsten Jahres keine neuen Marketplace-Apps mehr für diese Art des Deployments angenommen. Kunden mit sehr kleinen, kleinen oder mittleren Instanzen bis 500 Benutzern werden den Weg in die Cloud gehen müssen. Alternativ bräuchten sie eine teurere Datacenter-Lizenz, welche sie weiterhin bemächtigt, ihre Jira, Bitbucket, Bamboo, Crowd oder Confluence Instanzen selbst zu verwalten. Wer bereits Atlassian Server im Einsatz hat, kann die Lizenzen dafür auch weiterhin nutzen, allerdings wird am 02.02.2024 der Support dafür endgültig eingestellt. Ein Nutzen des Server-Deployment Modells für Atlassian Produkte ist danach zwar noch theoretisch möglich, allerdings müssen die Instanzen ab diesem Zeitpunkt ohne Veränderung der Userzahlen, ohne Bugfixes, App-Updates und ohne weitere Features auskommen. Dies bringt wiederum ein hohes Sicherheitsrisiko mit sich.

Wann passiert was?

Bis zum 2. Februar 2021 eingereichte Angebotsanfragen zu Serverlizenzen werden zwar noch bearbeitet, wobei auch die aktuellen Preise zunächst bestehen bleiben, danach werden allerdings Renewals und Upgrades auf höhere User Tiers teils deutlich teurer. Up- oder Downgrades für Server-Produkte und ihre Apps sind ein Jahr später dann auch nicht mehr möglich. Ab Februar 2023, also wieder ein Jahr später, können zusätzlich keine neuen Apps mehr erworben werden. Stichtag für den End of support aller Server-Produkte ist der 2. Februar 2024.

Welche Produkte sind davon betroffen?

  • Jira Core
  • Jira Software
  • Jira Service Desk
  • Confluence
  • Bitbucket
  • Crowd
  • Bamboo
  • Marketplace-Apps für Server-Instanzen

Was sind die Alternativen?

  1. Ein Wechsel zum Cloud-Modell von Atlassian,
  2. Ein Wechsel zur Datacenter-Version
  3. Der Aufbau eines Hybrid-Modells aus beiden oberen Varianten

Kunden bleibt nun die Wahl zwischen der Atlassian Cloud mit Subscription Lizenzmodell per User oder dem Beziehen einer Datacenter-Lizenz, welche weiterhin monatlich oder jährlich mit Wartung, also Bugfixes, neuen Features und Versionen kommt. In der Vergangenheit wurden Enterprise-Datacenter-Lizenzen aber nur für große bis sehr große Instanzen empfohlen, da hier erst ab 500 aktiven Benutzern gerechnet wird. Für alle kleineren Instanzen empfiehlt Atlassian mit seiner neuen Preisstrategie nun eindringlich, in das eigene Atlassian Cloud-Modell zu wechseln. Vergewissern Sie sich aber vorab, ob Ihre Marketplace-Apps bisher für eine vollständige Migration in die Cloud vorbereitet sind und Sie auf solche, die es nicht sind, verzichten können.

Eine andere denkbare Alternative wäre der Aufbau eines Hybrid-Modells, bei dem zunächst ein oder mehrere bestehende Server weiterverwendet werden, aber ein anderes Server-Produkt in die Atlassian Cloud migriert wird. Dies ergibt in mehreren Anwendungsfällen Sinn, beispielsweise wenn ein Confluence Server von einer stetig steigenden Anzahl an Mitarbeitern genutzt wird, aber nur ein fester Teil davon Jira für die tägliche Arbeit nutzt. Ein weiteres Beispiel sind Instanzen mit einem geschäftskritischen Set an Apps, welche in Cloud nicht verfügbar oder deren Daten nicht zu migrieren sind – andere Server aber problemlos in die Cloud wechseln könnten. Hier können Sie entscheiden, welche Server in Ihrer Umgebung bleiben und welche sich in die Cloud begeben. Miteinander funktionieren werden sie in diesem Modell weiterhin. Denkbar wäre auch die grundsätzlich andere Art und Weise des Hybrid-Modells, bei welchem Datacenter-Instanzen in einer eigenen Cloud oder bei Azure, AWS oder sonstigen IaaS Providern gehostet werden.

Die Vorteile der Alternativen:

Datacenter-Lizenzen bieten neben der Möglichkeit, die Daten komplett bei sich zu verwalten, weitere Vorteile, auf die ich nun kurz eingehen möchte:

Anders als beim Server Deployment kann der Workload für große Instanzen auf verschiedene Nodes aufgeteilt werden, was eine bessere Performance und Skalierbarkeit mit sich bringt. Selbst bei plötzlichem Ausfall einzelner Knoten oder hohen Nutzungs-Peaks bleiben die Instanzen von bspw. Jira oder Confluence weiterhin hochverfügbar. Archivierungsfunktion für Vorgänge und Projekte, Disaster Recovery und integriertes SAML SSO sind hier ebenfalls zu nennen. Schon jetzt kann nur über Datacenter-Lizenzen auch auf AWS oder Azure einfach deployed werden, um eine eigene Cloud-Instanz aufzubauen.

Zusätzlich werden einige Atlassian Apps mit in die Datacenter-Lizenz einbezogen, etwa Advanced Roadmaps for Jira, Insight Asset Management oder Analytics for Confluence. Aber auch hier werden dafür die Lizenzkosten ab Februar 2021 angehoben – laut Ankündigung sogar mit einem jährlichen Preisanstieg. Das soll den Wechsel in die Cloud weiter forcieren.

Die Atlassian Cloud ist mittlerweile in verschiedenen Sicherheitsstandards wie SOC, ISO 27018 oder sogar PCI DSS zertifiziert und kann DSGVO und erweiterte Datenverschlüsselung nativ umsetzen. Weiterhin können auch viele Marketplace-Apps, welche von Server- und Datacenter Deployments bekannt sind, auch in der Cloud genutzt werden. Atlassian investiert nun verstärkt in die Cloud-Umgebung, was auch in Zukunft neue und verbesserte Features mit sich bringen wird. Des Weiteren bezahlt man im Cloud-Offering nur die tatsächliche Anzahl an Nutzern und nicht ein Kontingent, wie das bei Server- und Datacenter-Lizenzen üblich war.

Bereits heute nimmt ein großer Teil der Kunden das Atlassian Cloud-Offering in Anspruch und immer mehr Server-, aber auch Datacenter-Kunden steigen um. Der Mehrwert für Kunden soll vor allem durch die zentralisierte Verwaltung, eine bessere Skalierbarkeit und eine schnellere Amortisierung generiert werden. Außerdem kann permanent auf die aktuellste Version zugegriffen werden, ohne Ressourcen wie Zeit oder Know-how für Updates zu gebrauchen. Die Applikationen sind immer auf dem neuesten Stand – und das ganz ohne Downtime.

Ein Hybrid-Modell kann vor allem in der Übergangszeit bis zum End of Support die Lösung sein, da jetzt auch die Kostenplanung Teil der Überlegungen sein muss. Ist ein Server-Produkt in Ihrer Umgebung soweit ausreichend mit den nötigen Marketplace-Apps ausgestattet und die Anzahl der Nutzer für die nächsten Jahre absehbar stabil, kann dieser Server zunächst beibehalten werden. Für ein anderes Server-Produkt kann es aber aus verschiedensten Gründen Sinn machen in die Cloud zu wechseln! Hier käme es dann zu diesem Hybrid-Modell, wobei die Cloud-Instanz weiterhin mit jener in Ihrer Umgebung kommunizieren kann. Hierdurch erhalten Sie Ihre getätigten Investitionen in die Server-Instanz, während Sie zusätzlich von den zusätzlichen Funktionen und Vorteilen einer Cloud-Instanz profitieren!

Das schrittweise Zurückfahren des Angebots in der Produktsparte Server führt zu verschiedenen Ausstiegs- oder Wechselzeitpunkten für Kunden, welche sich bisher für ein selbstverwaltetes Deployment der Atlassian Produkte entschieden haben. Sie sollten sich schon jetzt überlegen, ob Sie vorläufig ihre Wartung auf Server-Deployments bis zum End of support verlängern möchten, bzw. wann Sie ihren strategischen Zeitpunkt sehen, in die Cloud oder auf die Datacenter-Lizenz zu wechseln.

Co-Autor: Arthur Knaub