Im ersten Blogbeitrag zum Vergleich der Teildisziplinen Enterprise Asset Management (EAM) und IT Asset Management (ITAM) wurde aufgeführt, weshalb ein aktives Asset Management unverzichtbar ist und dass viele Asset-Management-Services sowohl im EAM als auch im ITAM zur Anwendung kommen. Trotzdem wird Asset Management für diese Teildisziplinen oftmals getrennt umgesetzt.
In diesem zweiten Blogbeitrag werden nun diese Asset-Management-Services vorgestellt und anschließend die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen EAM und ITAM in Bezug auf diese Services aufgeführt. Abschließend befasst sich dieser Artikel mit Berührungspunkten zu anderen ITIL-Practices.
Asset-Management-Leistungen
Das Asset Management umfasst eine Vielzahl von Services. Diese lassen sich überwiegend zu den folgenden sieben Leistungen zusammenfassen:
Um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von EAM und ITAM genauer untersuchen zu können, muss man sich erst einmal anschauen, welche der Asset-Management-Services in den beiden Bereichen Verwendung finden.
Asset-Management-Services in EAM und ITAM
Die meisten Asset-Management-Services können sowohl in EAM als auch in ITAM eingesetzt werden. Grundlegend gelten fünf Leistungen sowohl für EAM als auch ITAM:
Hardware Asset Tracking
Dies ist die zentrale Leistung des Asset Management, ohne den die anderen Services nicht abgedeckt werden können. Das Hardware-Tracking ermittelt, wo und in welchem Status sich das Asset befindet. Wenn man an Hardware denkt, kommt einem zuerst ITAM in den Kopf. Aber unter Hardware kann man sowohl IT- (z.B. Server) als auch Enterprise-Assets (z.B. Roboter) verstehen.
Ordering Management
Der erste Abschnitt im Lebenszyklus eines Assets erfolgt im Ordering Management, denn dasAsset Tracking beginnt nicht erst, wenn ein Asset in Produktion ist oder wenn es geliefert wurde. Es entsteht bereits beim Bedarf eines Assets, wenn eine Bedarfsanforderung an den Einkauf übermittelt wird. Dieser erstellt anschließend aus den verschiedenen Bedarfsanforderungen Bestellungen an die Lieferanten. Ein einzelnes Asset ist zu diesem Zeitpunkt nur Teil einer Bestellzeile (z.B. 1 von 10 Servern, 1 von 10 Pumpen). Dabei folgt die Bestellung jedes Mal einem definierten Genehmigungsprozess. Dies gilt sowohl für Hard- als auch für Software-Assets.
Logistics Handling
Wurde die Bestellung genehmigt und an den Lieferanten übermittelt, folgt die Überwachung der Lieferung sowie der Wareneingang im Unternehmen. Hier erhält jedes physische Asset seine eigene eindeutige (interne) Asset-Nummer, ergänzt mit zusätzlichen Informationen. Der Wareneingang eines Servers im Lager unterscheidet sich allerdings aus verständlichen Gründen z.B. vom Wareneingang eines Airbus A380.
Der „Wareneingang“ von Software-Assets verhält sich grundlegend anders. Hier werden die erworbenen Softwarelizenzen in einem Lizenzverzeichnis erweitert oder ergänzt, je nachdem, ob Lizenzen für eine neue Software oder zusätzliche Lizenzen für eine bestehende Software bestellt wurden.
Inventory Capture
Im Inventory Capture unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei Fällen.
- In einem Outsourcing-Projekt wird der neue Service-Provider eine vollumfängliche Inventur (W2W=Wall to Wall) durchführen, um alle physischen Assets zu erfassen, die er in Zukunft managen soll. Dieses Vorgehen umfasst außerdem auch eine „Inventur“ der bereits bestehenden Softwarelizenzen.
- Im Normalfall ist aber die jährliche Inventur der physischen Vermögenswerte gemeint.
Hardware Financial Management
Diese Leistung befasst sich mit dem buchhalterischen Wert der physischen IT und EAM Assets. Dieser wird nach Abschreibungen über die Jahre geringer. In der Regel sind IT Assets jedoch kurzlebiger als EAM Assets.
Asset Management Services für Software (ITAM)
Software Asset Tracking
Diese Leistung spielt nur für ITAM, insbesondere für das Software Asset Management (SAM), eine wichtige Rolle. Eine Besonderheit ist, dass hierbei mit Hilfe von technologischen Lösungen die auf den IT Assets installierte und genutzte Software ermittelt wird. Für die verschiedenen Umgebungen können /müssen dabei unterschiedliche Scan-Lösungen eingesetzt werden. Die Ergebnisse der Untersuchung werden für das Software License Management vorausgesetzt.
Software License Management
Diese Leistung vergleicht die im Order Management bestellten Lizenzen mit den Scan-Ergebnissen des Software-Trackingund ermittelt, ob eine Unterlizensierung oder Überlizensierung besteht. Im ersten Fall stehen Unternehmen bei sog. Audits (Lizenzplausibilisierungen) vor Problemen, im zweiten zahlen Sie Wartungskosten für nicht genutzte Lizenzen. Im Idealfall stimmen genutzte und verfügbare Lizenzen überein. Das Software License Management bestimmt auch Lizenz-Kaufentscheidungen und ist Teil des Software Asset Management.
Asset Management und andere ITIL-Practises
Asset Management und Service Management
Das Asset Management dient als Basis für das Service Management, da es akkurate Asset-Informationen liefert. Während sich das Service Management in der IT an den ITIL-Practices orientiert, ist deren Nutzung bei Enterprise-Assets (noch) nicht so ausgeprägt:
Im EAM umfasst das Service Management v.a. Aufträge, die aus dem Überschreiten von Grenzwerten, Wartungsplänen, geplanter Instandhaltung und Störungen im Produktionsablauf entstehen. Die geplante Instandhaltung bezieht sich hierbei z.B. auf die Instandsetzung nicht produktionskritischer Komponenten oder auf die Erweiterung von Produktionsanlagen, die meistens in einem separaten Projekt durchgeführt werden.
In Bezug auf ITAM erhält das Service Management die Tickets v.a. aus Serviceanfragen und aus dem Monitoring. Serviceanfragen werden an den Service Desk übermittelt, der daraus ein Incident generieren kann. Das Problem Management analysiert darüber hinaus die Gründe für mehrere gleichartige Incidents. Im Sinn der kontinuierlichen Verbesserung behebt das Change Management diese Incidents, während das Release Management mit Deployments dafür sorgt, dass die Probleme in Zukunft nicht mehr auftreten. Beide Bereiche enden mit einer Rückmeldung und ggf. mit einem Asset-Update.
Asset Management und Configuration Management
Configuration Management befasst sich ausschließlich mit IT-Assets, deshalb spielt Asset Management nur in ITAM damit zusammen. Mit der Einführung von ITIL 4 werden die beiden Practices Asset Management und Configuration Management getrennt aufgeführt. Zuvor bestand kein klarer Unterschied zwischen einem Asset und einem Configuration Item (CI). CIs werden erst angelegt, wenn ein physisches IT Asset geliefert und installiert wurde. Der Vorgang des Configuration Managements besteht hier in der Identifizierung und Nachverfolgung der einzelnen CIs, einschließlich ihrer Eigenschaften und Funktionen. Dazu gehören auch die Beziehungen zwischen den CIs und deren Diensten, die sie während ihrer Betriebszeit versorgen.
Asset Management und Deployment Management
Asset Management und Deployment Management sind in ITIL als zwei unterschiedliche Practices aufgeführt. Auch hier entsteht die Verknüpfung nur in Verbindung mit ITAM. Das Asset Management ist auf Scan-Daten in den verschiedenen Umgebungen angewiesen, um ein korrektes Abbild der Systemlandschaft zu liefern. Das Deployment Management wiederum nutzt diese Daten, um die aus dem Release Management stammenden geplanten und überwachten Rollouts von IT Services, Updates und Releases in die Produktionsumgebung durchzuführen. Meistens können dieselben Tools sowohl für das Scannen als auch für das Rollout verwendet werden.
Fazit
Asset Management bietet sowohl im EAM als auch im ITAM fünf Leistungen an, die sich auf „Hardware“ beziehen. Somit gilt ein Großteil der Leistungen gleichwohl für EAM und ITAM. Viele Tools, die Asset-Management unterstützen, konzentrieren sich allerdings entweder auf EAM oder ITAM. Wenn jedoch beide Bereiche in einem Unternehmen eingeführt werden oder eines bereits besteht, können Asset-Management-Prozesse einheitlich betrachtet werden.
Das IT Asset Management arbeitet eng mit Service Management Practices, Configuration- und Deployment Management zusammen. Da es sich aber laut ITIL um separate Practices handelt, bedürfen sie unterschiedlicher Betrachtung in einem Projekt.
Generell gilt, dass das Asset Management wichtig für die Bestimmung des Lebenszyklus, des Wertes und die Entscheidung über Neubeschaffung eines Assets (Anlage) ist.