Veränderungsmanagement als Schlüssel zur erfolgreichen Integration von Künstlicher Intelligenz im Arbeitsumfeld
Künstliche Intelligenz (KI) spielt eine immer größere Rolle in unserem Berufsalltag. Doch was denken die Mitarbeitenden darüber? Einige freuen sich über die Einführung von KI am Arbeitsplatz, wohingegen andere Bedenken äußern. Woran liegt das? Nutzen wir Künstliche Intelligenz nicht ohnehin schon im Alltag? Warum zeigen Menschen stärkere Widerstände, wenn es um den Einsatz von KI im Arbeitskontext geht? Lassen Sie uns genauer hinschauen.
Hollywood trifft Realität: KI hält Einzug in unser aller Leben
KI, die vorher nur in Filmen eine Rolle spielte, nimmt in der heutigen Welt immer mehr Platz in unserem Alltag ein – sei es privat oder im Arbeitskontext. Fakt ist: Jeder begegnet in unserer modernen Welt der KI, denn sie ist überall – mal offensichtlich, mal verdeckt. Viele lieben und schätzen die KI. Beispiele für den Einsatz dieser Technologie sind Sprachassistenten wie Google Assistant oder Siri, die Autokorrektur bei WhatsApp, Filmempfehlungen bei Netflix, personalisierte Produktempfehlungen bei Amazon oder die Echtzeitanalyse der Verkehrslage durch Google Maps. Im Alltag nutzen wir KI, weil sie praktisch ist und uns einen Mehrwert liefert. Wie verhält sich dies im beruflichen Umfeld?
Warum stößt KI in der Arbeitswelt auf Widerstände?
Während sich einige über die neue technologische Unterstützung freuen, sind andere skeptisch. Nur weil KI im privaten Alltag genutzt wird, heißt es nicht automatisch, dass man auch auf der Arbeit bei KI-Einführung enthusiastisch reagiert. Woran liegt das? Beim Einsatz von KI am Arbeitsplatz ist es wichtig, das Thema nicht rein technisch anzugehen. Das Misstrauen gegenüber der Nutzung von KI im Berufsalltag im Vergleich zum Alltag hat mehrere Gründe:
- Veränderungsangst und Unsicherheit: Eine der größten Ängste im Berufsalltag ist die Sorge, dass KI-Technologien Arbeitsplätze ersetzen könnten. Im täglichen Leben werden neue Technologien hingegen häufig als nützliche Werkzeuge betrachtet, die den Alltag erleichtern, ohne bedeutende negative Folgen zu haben.
- Komplexität und technisches Verständnis: Im Berufsalltag erfordert die Implementierung und Nutzung von KI oft ein höheres technisches Verständnis und eine umfassende Schulung. Viele Mitarbeitenden fühlen sich möglicherweise überfordert oder unzureichend vorbereitet, um mit diesen neuen Technologien umzugehen. Im Privatleben eingesetzte KI-Anwendungen sind hingegen oft benutzerfreundlicher und intuitiver gestaltet.
- Datenschutz- und Sicherheitsbedenken: Im Arbeitsumfeld spielen Datenschutz und -sicherheit eine große Rolle. Mitarbeitende sind besorgt darüber, wie ihre persönlichen Daten und die Daten des Unternehmens geschützt werden.
- Fehlendes Verständnis für den Mehrwert: Viele Mitarbeitende erkennen den direkten Nutzen von KI im Berufsalltag nicht sofort. Sie verstehen möglicherweise nicht, wie KI ihre Arbeit erleichtern oder verbessern kann. Im Alltag hingegen sind die Vorteile oft sofort ersichtlich, wie z. B. die Bequemlichkeit von Sprachassistenten oder personalisierten Empfehlungen.
- Mangelnde Einbindung und Kommunikation: Im Berufsalltag fühlen sich Mitarbeitende oft nicht ausreichend in den Entscheidungsprozess einbezogen, wenn es um die Einführung neuer Technologien geht. Dies kann zu Widerstand und Misstrauen führen. Im Alltag entscheiden die Nutzer selbst, welche Technologien sie verwenden möchten, was zu einer höheren Akzeptanz führt.
- Verlust der menschlichen Interaktion: Einige Mitarbeitende bevorzugen den persönlichen Kontakt mit Kollegen, Geschäftspartnern und Kunden. Sie sind folglich skeptisch gegenüber dem Effizienzgewinnen durch Interaktionsreduktion, da sie eine soziale Isolation befürchten.
Die Folge können Widerstände gegenüber der KI sein, sodass diese nicht genutzt oder ihr Potenzial verringert wird. Dies ist aus Unternehmenssicht kritisch, da KI-Assistenten mit Investitionen verbunden sind.
Menschen in den Mittelpunkt stellen und durch den Wandel begleiten
Um Veränderungsprozesse durch KI reibungsloser zu gestalten und Widerständen vorzubeugen, ist Change Management unabdingbar. Aber wie schafft Change Management das? Es funktioniert, indem es den Menschen in den Mittelpunkt der Veränderung stellt und sich damit befasst, was Anwendende im Kontext der Veränderung durchleben. Die Kübler-Ross-Kurve wird oft im Change Management verwendet, um die emotionalen Reaktionen der Menschen auf Veränderungen zu verstehen (Truong, V. (2024)). Menschen durchlaufen nach dem angepassten Modell folgende sieben Phasen nacheinander:
Wie kann Change Management die Annahme von KI-Lösungen unterstützen?
Change Management hilft dabei, nicht bei der Verneinung hängenzubleiben und in Richtung Adaption, sprich Annahme der Veränderung, zu gehen. Change Management ist also der Prozess, der Mitarbeitende auf die Reise zum modernen Arbeitsplatz mitnimmt und sicherstellt, dass neue Technologien und Arbeitsformen akzeptiert und effektiv genutzt werden. Denn nur so erfüllen sie ihren eigentlichen Zweck: Den Erfolg des Gesamtprojekts durch das Erreichen der Businessziele.
Welche Schritte sind beim Change Management essenziell?
- Grund der Veränderung aus der Perspektive des Mitarbeitenden – nicht des Unternehmens: Die Veränderung aus Sicht der Mitarbeitenden zu betrachten und ihren persönlichen Nutzen im Arbeitsalltag hervorzuheben, hilft Akzeptanz für die KI zu schaffen.
- Vorbereitung vor dem Ausrollen: Eine gründliche Vorbereitung und Planung sind entscheidend, um den Übergang reibungslos zu gestalten. Dies beinhaltet die Identifikation potenzieller Herausforderungen sowie Risiken und die Entwicklung von Strategien zu deren Bewältigung.
- Transparente Kommunikation: Neue Technologien können bei Mitarbeitenden Unsicherheit und Widerstand hervorrufen. Gezielte und transparente Kommunikation kann Ängsten vorbeugen und bereits bestehende Bedenken verringern. Hierbei ist eine regelmäßige Kommunikation mit Updates wichtig.
- Einbindung der Mitarbeitenden: Mitarbeitende, die in den Entscheidungsprozess einbezogen werden und die Möglichkeit haben, Feedback zu geben, fühlen sich eher gesehen. Als Teil des Wandels fördert dies das Engagement und die Akzeptanz der neuen Technologien.
- Schulung und Weiterbildung: Um die Akzeptanz von KI zu fördern, ist es wichtig, dass Mitarbeitende die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse erwerben. Schulungen und Weiterbildungsprogramme helfen, die Lernkurve zu beschleunigen und die Effektivität zu steigern.
- Ressourcen: Mitarbeitende benötigen zeitliche Ressourcen und Unterstützung, um sich an neue Technologien anzupassen. Dies kann in Form von technischen Support-Teams oder internen Wissensdatenbanken geschehen.
- Erfolge sichtbar machen und feiern: Erfolge feiern und Fortschritte sichtbar machen, motiviert. Es zeigt, dass Anstrengungen geschätzt werden und die neuen Technologien positive Ergebnisse liefern.
- Richtlinien definieren: Klare und konkrete Richtlinien für den Umgang mit der KI geben Orientierung und helfen Sorgen bzgl. Datenschutz und -sicherheit vorzubeugen.
- Kontinuierliche Verbesserung fördern: Die Implementierung von KI ist kein einmaliges Ereignis, sondern ein fortlaufender Prozess. Regelmäßige Updates und Schulungen helfen, sich an neue Entwicklungen anzupassen und die Nutzung der KI kontinuierlich zu verbessern.
Fazit und Ausblick: Die Zukunft der Arbeit mit KI
Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in unseren Arbeitsalltag ist nicht nur ein technischer Fortschritt, sondern ein spannender Wandel, der die Art und Weise, wie wir arbeiten, deutlich verändern wird. Um diesen Wandel erfolgreich zu meistern, ist ein effektives Change Management unerlässlich. Es stellt sicher, dass die menschlichen Aspekte der Veränderung im Mittelpunkt stehen und die Mitarbeitenden auf ihrem Weg begleitet werden. Die KI hilft uns schon heute die Fachkräfte effizient in ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen. Wie sieht es mit der Zukunft aus? Welche weiteren Potenziale bringt die KI mit sich?
Abmilderung des Fachkräftemangels durch KI
Die Einführung von KI am Arbeitsplatz bringt spannende Chancen mit sich. Unter anderem kann der Einsatz von KI dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Durch die Automatisierung von Routineaufgaben können Unternehmen Personalkosten sparen und ihre Fachkräfte für komplexere und wertschöpfende Aufgaben einsetzten. Damit geht einher, dass der Personalmarkt sich verändert. Es werden Fähigkeiten gefördert und gesucht, um mit den technischen Veränderungen und Marktveränderungen umzugehen, wie zum Beispiel Anpassungsfähigkeit, technisches Verständnis und komplexe Denkfähigkeiten. Zudem sind insbesondere Kompetenzen gefragt, bei denen der Mensch der KI überlegen ist.
Kreativität, emotionale Intelligenz und kritisches Denken – drei begehrte Kompetenzen auf dem zukünftigen Arbeitsmarkt
Während die KI monotone Routineaufgaben, Datenanalysen und Muster schnell und effizient erkennen kann, ist die menschliche Kreativität für innovative und unkonventionelle Lösungen unersetzlich. Dies liegt daran, dass die KI von bestehenden Daten und Algorithmen angelernt werden. Sie können nur auf Basis der Daten und Muster arbeiten, die ihnen exakt zur Verfügung stehen und sind im Nachteil, wenn es darum geht, neue und originelle Ideen zu entwickeln sowie Verbindungen herzustellen, wo es auf den ersten Blick keine offensichtlichen Zusammenhänge gibt. Menschen können im Gegensatz zur KI den Kontext verschiedener Situationen einordnen, eine Transferleistung erbringen und menschliche Emotionen besser verstehen. So können sie Lösungen entwickeln, die nicht nur rational sind, sondern auch empathisch auf die kulturellen und sozialen Bedürfnisse von Menschen eingehen. Dies ist zum Beispiel bei Berufen mit intensiven Kundeninteraktionen oder dort, wo interdisziplinäre, zwischenmenschliche und innovative Teamarbeit erforderlich ist, von großem Vorteil. Darüber hinaus sind Menschen in der Lage, ethische Überlegungen abzuwägen und kritische Analysen durchzuführen, die über reine datenbasierte Analysen hinausgehen.
Dies bedeutet, dass Fachkräfte mit diesen Kompetenzen stark gefragt sind. Doch nicht jeder wurde in seiner Berufsausbildung dafür vorbereitet und der Markt ändert sich dynamisch, sodass die Nachfrage sich stetig verändert und kontinuierliche Anpassungen notwendig sind. Wie können wir sicherstellen, Fachkräfte in dem Wandel vorzubereiten und zu befähigen? Die Lösung liegt in einer fokussierten Weiterbildung von Fachkräften.
Der Schlüssel: Change Management, eine gezielte Personalentwicklung und Organisationsentwicklung gehen Hand in Hand
Eine gezielte Personalentwicklung kann Unternehmen helfen, Talente gezielt weiterzubilden. In diesem Rahmen motivieren und binden individuelle Lernprogramme und Karrierepfade die Mitarbeitende an das Unternehmen. Dadurch kann sowohl dem Fachkräftemangel als auch der Fluktuation von Mitarbeitenden entgegengewirkt werden. KI kann Unternehmen in diesem Prozess unterstützen, indem es Marktveränderungen analysiert. Folglich ist es wichtig, bei dem Einsatz von der KI nicht nur die Technologie und den Menschen, sondern auch die Organisation ganzheitlich zu betrachten. So kann eine anpassungsfähige und zukunftsorientierte Belegschaft aufgebaut werden. Folglich wird es nicht allein bei dem Change Management bleiben – für solche komplexe Veränderungen ist Organisationsentwicklung unerlässlich in Unternehmen. Wer die Kunst der Veränderung beherrscht, sichert sich in der Zukunft einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Quelle:
Quelle von der Kübler-Ross-Kurve: Truong, V. (2024). Understanding Opinions and Emotions of Generative Artificial Intelligence Assets Using the Gartner Hype Cycle and the Kübler-Ross Change Curve. In: Abdul-Nour, G., et al. 17th WCEAM Proceedings. WCEAM 2023. Lecture Notes in Mechanical Engineering. Springer, Cham. https://doi.org/10.1007/978-3-031-59042-9_2