Dieser Beitrag baut auf unserem früheren Artikel „Die nächste Version von Exchange Server kommt 2025“ im SVA focus on Magazin (Oktober 2024) auf und bietet Ihnen ein Update mit allen wichtigen Neuerungen und Entwicklungen seitdem.
Exchange Server Subscription Edition (SE): Evergreen-Modell und Lizenzierungsänderungen
Microsoft hat die Exchange Server Subscription Edition als modernes „Evergreen“-Modell konzipiert:
- Subscription statt Kauf: Keine Kauflizenzen mehr, sondern jährliche Abo-Verträge inklusive Support und Updates
- Server Lizenzen mit aktiver SA, z.B. über einen Open Value Vertrag
- CALs: Alternativ M365 E3 oder E5 Pläne als CAL-Äquivalent für CSP-Kunden
Bezugsquelle | Lizenz | Exchange Server SE Berechtigung |
Web Direct Sie kaufen die Lizenz direkt über das Microsoft Portal z.B. mit einer Kreditkarte. | Microsoft 365 E3/E5 | Nein, beinhaltet nur die CALs Exchange Server muss mit SA separat lizenziert werden. |
CSP/MCA Sie kaufen die Lizenz über einen Cloud Solution Provider bzw. im Rahmen eines Microsoft Customer Agreement. | Microsoft 365 E3/E5 | Nein, beinhaltet nur die CALs Exchange Server muss mit SA separat lizenziert werden. |
Microsoft EA/EAS Sie kaufen im Rahmen eines Enterprise Agreement. | Microsoft 365 E3/E5 | Ja, beinhaltet CALs und die Lizenzen für den Server mit SA im Rahmen der Extended Use Rights. |
Microsoft EA/EAS Sie kaufen im Rahmen eines Enterprise Agreement ganz ohne Cloud direkt die Server-Lizenz und CALs. | Exchange Server SE + CALs | Ja, das ist der klassische Weg, wenn einfach Exchange On-Premises lizenziert werden soll, ohne Cloud-Anteil. |
Exchange Server SE: Was die kostenlose Hybrid-Lizenz wirklich abdeckt
Microsoft hat die Rahmenbedingungen rund um die kostenlose Hybrid-Lizenz für Exchange Server SE spürbar verändert. Früher galt: Sobald keine lokalen Postfächer mehr betrieben wurden, konnte die freie Hybrid-Lizenz problemlos genutzt werden – ein Vorteil, der vielen Unternehmen den Wechsel in die Cloud erleichtert hat.
Jetzt ist der Einsatzbereich der Hybrid-Lizenz durch Microsoft deutlich klarer begrenzt: Die Lizenz bleibt zwar weiterhin kostenlos für qualifizierte Hybrid-Szenarien, allerdings ausschließlich zur Empfängerverwaltung über den Hybrid Configuration Wizard (HCW), PowerShell oder die Exchange Management Tools. Wer weiterhin lokale Postfächer vorhält oder einen lokalen Edge Transport beziehungsweise SMTP-Relay-Server betreibt, benötigt zwingend eine vollwertig lizenzierte Exchange-Instanz.
Das bedeutet im Klartext: Die kostenfreie Hybrid-Lizenz ist kein Freifahrtschein mehr für klassische On-Prem-Strukturen, sondern gezielt für hybride Verwaltungsaufgaben konzipiert.
Extended Security Updates (ESU) für Exchange 2016 und 2019: Zeitliche Begrenzung bis April 2026
Für Unternehmen, die den Wechsel auf Exchange SE oder Exchange Online bis zum offiziellen Support-Ende am 14. Oktober 2025 nicht abschließen können, gibt es eine interessante Option:
Microsoft bietet ein kostenpflichtiges Extended Security Update (ESU) Programm, das für maximal sechs Monate nach dem Supportende Sicherheitsupdates bereitstellt.
Wichtig:
- Das ESU-Programm startet ab dem 1. August 2025.
- Sicherheitsupdates sind nur für wichtige und kritische Schwachstellen verfügbar.
- Das Programm endet spätestens am 14. April 2026 – danach wird kein Support oder Security-Patch mehr bereitgestellt.
- Das Programm ist nur für Firmen, die ein direktes Microsoft Account Team haben verfügbar (Volumenlizenz-Vertrag, EA/EAS/SCE/MPSA).
- Für CSP oder Open Value Vertragspartner bislang nicht vom Hersteller angedacht
Dieses Zeitfenster unterstützt Unternehmen, die noch migrationsintensive Umgebungen betreuen, um das Sicherheitsniveau kurzfristig zu halten.
- Die Veröffentlichung des ersten kumulativen Updates (CU1) von SE wurde auf das erste Halbjahr 2026 verschoben, um einen stabilen Einstand zu gewährleisten.
Upgrade und Migration: Was ist zu beachten?
- Exchange SE kann als CU-Update direkt auf Exchange 2019 CU15 Server installiert werden – eine Neuinstallation ist nicht zwingend nötig, beim Tausch des unterliegenden OS aber durchaus sinnvoll.
- Für ältere Exchange-Versionen (z.B. Exchange 2016) ist weiterhin eine klassische Migration mit Postfachverschiebung erforderlich.
- Microsoft unterstützt den Parallelbetrieb von Exchange 2016, 2019 bis Exchange SE CU2; dieses blockiert aktiv die Koexistenz von nicht mehr supporteten Exchange Versionen.
- Es empfiehlt sich eine frühzeitige Planung und Vorbereitung der Infrastruktur, da die Supportziele eng sind.
Ergänzendes Thema: Azure Communication Services (ACS) als moderner SMTP-Relay-Ersatz für Legacy-Anwendungen
Mit der Ablösung von Exchange On-Premises entsteht für viele Unternehmen eine weitere Herausforderung: Wie versenden ältere Fachanwendungen oder Multifunktionsgeräte weiterhin zuverlässig E-Mails, wenn Exchange Online kein anonymes SMTP-Relay oder authentifiziertes SMTP (per basic auth) zulässt und moderne Authentifizierung (OAuth) viele Legacy-Systeme nicht unterstützen?
Azure Communication Services (ACS) bieten hier eine zukunftssichere Alternative:
- ACS erlaubt einen authentifizierten SMTP-Relay über Port 587 mit TLS, der auch Legacy-Anwendungen ohne native Modern Auth unterstützt.
- Die Authentifizierung erfolgt über Azure AD Service Principals mit Username und Secret – für Anwendungen weiterhin wie klassische SMTP Auth nutzbar.
- Ein anonymes Relay ohne Auth ist aus Sicherheitsgründen nicht möglich.
- ACS ersetzt klassische Smarthosts lokal.
Diese Integration ist ein wichtiger Baustein für Unternehmen, die Exchange On-Premises ausmustern, aber Legacy-Apps weiterhin unkompliziert anbinden möchten.
Fazit
Die Exchange Server Subscription Edition definiert die lokale Mailserver-Infrastruktur neu: als modernes, bequem zu wartendes Evergreen-Produkt mit Abo-Modell und kontinuierlichen Updates. Mit dem ESU-Programm bietet Microsoft Unternehmen eine begrenzte Übergangszeit bis April 2026, um den Umstieg zu realisieren.
Parallel dazu sollte die Migration anderer Services, z.B. Mailversand aus Legacy-Applikationen mit Azure Communication Services, strategisch geplant werden, um nahtlose Abläufe sicherzustellen.
Empfehlung:
- Zeitnah Migrationsstrategie und Lizenzierung prüfen.
- Infrastruktur für Exchange SE vorbereiten.
- Weitere Cloud-Services für Legacy-Anwendungen evaluieren.
- Sicherheit und Compliance stets im Fokus behalten.