Um die mittel- bis langfristige finanzielle Zukunft abschätzen zu können, ist die Planung ein wichtiger Vorgang aller Unternehmen. Dass bestehende Daten eine gute Basis für eine computergestützte Planung sind, erkannten die Hersteller von ERP-Software früh. So führte die SAP SE das Modul Integrierte Planung (IP) als Teil des SAP Business Warehouse (BW) ein. Später kam das Standalone-Modul Business Planning and Consolidation (BPC) hinzu, welches in verschiedenen Varianten weiterentwickelt wurde und, wie IP, ein On-Premises-Produkt ist. Mit Einführung der Platform as a Service (PaaS) SAP Analytics Cloud (SAC) besteht nun die Möglichkeit, die Planung vollständig innerhalb der Cloud abbilden zu können. Die SAC wird per Abo-Modell in zwei unterschiedlichen Varianten vertrieben: Die Variante „Business Intelligence“ ist auf Analysen fokussiert und kann Planungsmodelle ausschließlich anzeigen. Um letztere erstellen und vollständig nutzen zu können, muss die Variante „Planung“ abonniert werden.
In diesem Blog-Artikel betrachten wir die Voraussetzungen, um mit der SAC zu planen. Anhand eines bestehenden Planungsmodells möchten beispielhaft Versionen und die eingebauten Möglichkeiten der Aggregation und Disaggregation betrachten.
SAP Analytics Cloud: Planungsmodelle und -Stories
Für die Planung mit der SAC können Ist-Daten aus Flatfiles, SAP- und Non-SAP-Systeme bezogen werden.

Vor der Datenanalyse müssen wir zunächst ein Modell angelegen. Um planungsbereit zu sein, muss in den Modelleinstellungen die Option „Planungsfunktionen“ aktiviert werden (Abbildung 1). Dies aktiviert auch das Merkmal „Version“, welches zwingend benötigt wird, um Ist- von Plandaten abzugrenzen. Sobald das Modell konsistent ist, kann es wie gewohnt als Basis für Reports (Stories oder Applikationen) genutzt werden.
Die Planung innerhalb von Reports erfolgt wie gewohnt über Tabellen. Damit eine Tabelle in einem planungsfähigen Report eingabebereit sein kann, muss der Haken „Planungsfähig“ in den Tabelleneinstellungen gesetzt werden (Abbildung 2).

Versionen und What-If-Analysen
Durch die KI-Fähigkeiten der SAC gibt es einige automatisierte Standard-Planungsfunktionen. Außerdem können einfache Planungsreports durch (im Idealfall geschulte) Enduser eigenständig durchgeführt werden.
Bei der Planung in SAP IP/BPC können wir Plandaten auf zwei Arten eingetragen: Über die händische Eingabe konkreter Werte oder über die Planungsfunktion. Bestehende Planwerte können entweder gelöscht oder überschrieben werden.
Im Gegensatz dazu bietet die SAC eine variablere Dateneingabe und -fortschreibung: Änderungen von Plandaten können schrittweise zurückgerollt werden. Außerdem lässt sich eine „What If“-Analyse durchführen: Man kann beliebig viele private Versionen erstellen und (parallel) verändern. Diese können die aktuellen Daten auf Wunsch vollständig überschreiben oder ohne Konsequenzen verworfen werden.

Dis-/Aggregationen
Plandaten können mit der SAC auf verschiedene Arten eingegeben werden. Lautet der aktuelle Eintrag eines Planwertes (beliebiger Einheit) beispielsweise „1.000.000“, kann der Wert „1.200.000“ auf drei Arten eingetragen werden: Die erste Variante ist die Eingabe des konkreten Wertes, die zweite die Kurzform (je nach Spracheinstellung, im Deutschen) „1,2 Millionen“. Außerdem ist es möglich, die prozentuale Veränderung, hier „+ 20%“ einzutragen.
Für hierarchische Merkmale, z.B. Material oder Zeiteigenschaften, werden Planwerte automatisiert nach bestimmten Schemata aggregiert, bzw. disaggregiert.

In unserem Beispiel betrachten wir das Material „Spannungsversorgung“ und seine untergeordneten Elemente. Die Planung für „Power Systemzubehör“ ist bereits abgeschlossen. Aus diesem Grund markieren wir die Zelle und wählen nach Rechtsklick „Zelle sperren“ aus. Der Wert für „Energy-Box“ soll für Q1 2022 neu geplant werden.
Für „Spannungsversorgung“ soll statt 20 Milliarden soll nun mit 50 Milliarden (Faktor 2,5) geplant werden. Tragen wir diesen Wert ein, verändern sich folgende Planwerte: „Spannungsversorgung“ und die Gesamtsumme von „Material“ wachsen um 300 Millionen. Über die drei Monate in Q1 erfolgt hingegen eine prozentuale Neuberechnung: Die bisherigen Werte werden mit Faktor 2,5 multipliziert. Das Budget von „Power Systemzubehör“ inkl. Quartalsaufteilung bleibt durch die gesetzte Sperre unverändert. Sämtliche im letzten Schritt geänderte Werte werden von der SAC (gelb) markiert (Abbildung 5).

Wir nehmen den Planwert von „Energy Box“ als fertig geplant an und sperren auch diese Zelle. Nun soll aber „Spannungsversorgung“ insgesamt mit 10 % mehr geplant werden (Abbildung 6). Geben wir hier nun das Wachstum ein, wird die Summe neu gesetzt. Bei der Disaggregation wird nun so vorgegangen, dass die nicht gesperrten Materialien mit einem Faktor multipliziert werden, um die Gesamtsumme zu erreichen (Abbildung 7).


Für Q3 2022 soll bei „Brandschutz- und Sicherheitstechnik“ kein Budget geplant werden. Die Summe dafür kann nun automatisiert verteilt werden. Die SAC schlägt uns vor, diese Summe entweder auf die restlichen Monate oder auf die restlichen Hierarchieelemente zu übertragen (eine beliebige händische Verteilung ist natürlich auch möglich). Wir wählen in unserem Beispiel die letztere Variante und haben hier die Wahl, die bisherige Gewichtung zu berücksichtigen (Abbildung 8) oder den Betrag gleichmäßig zu verteilen (Abbildung 9). Sonstige Dis-/Aggregationen werden weiterhin berücksichtigt, sodass, wie in unserem Beispiel, auch negative Planwerte vorkommen können.

Die geänderten Daten können wir nun verwerfen oder veröffentlichen. Dabei bleiben die Daten allerdings in der SAC – in der aktuellen Version ist eine Retraktion in bestehende Quellsysteme noch nicht möglich.
Sämtliche gerade gezeigten Planungsfunktionen kamen ohne selbst geschriebenes Coding aus. Komplexere Planungsfunktionen können über die SAC-App „Datenaktionen“ in einer SAC-eigenen Scriptsprache (ähnlich SQL Script) erstellt werden. Allerdings können in der aktuellen SAC-Version noch nicht alle Funktionen, die SAP IP/BPC möglich sind, auch in der SAC erstellt werden.


Planung in der SAP Analytics Cloud – Fazit
Die Vorteile der Planung mit der SAC werden besonders deutlich, wenn man die Vorgängerprodukte und deren Möglichkeiten kennt. Während mit IP und BPC noch Vieles detailliert programmiert werden musste, ist die Planung mit der SAC ist flexibel und beinhaltet bereits viele Standard-Planungsfunktionen. Aus diesem Grund ist die Lösung deutlich Enduser-freundlicher.
In der aktuellen Version deckt die SAC-Planung zwar schon Vieles ab, hat aber noch zwei größere Nachteile: Einerseits sind komplexere Planungsfunktionen noch nicht vollständig abbildbar (dafür sollte nach Möglichkeit SAP BPC genutzt werden), andererseits ist ein Zurückschreiben der Plandaten in SAP-Systeme noch nicht möglich.