Wo Scrum und ITIL sich treffen – Der Strategic Leader Teil 1 

Dieser Blogartikel ist eine Fortsetzung der Reihe „Wo Scrum und ITIL sich treffen“. Genauso wie in den vorangegangenen Teilen orientiert sich dieser Beitrag thematisch an einem der ITIL® 4-Module, in diesem Fall an „Digital and IT Strategy“. Er vergleicht Kernpunkte des ITIL®-Frameworks und die zyklische Strategie-Entwicklung mit Scrum. Im Folgeartikel wird anschließend betrachtet, welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, um Scrum erfolgreich in einer Organisation einzuführen. Im Fokus steht in beiden Artikeln ITIL® -typisch der Mehrwert für den Kunden. 

Zyklen in der Entwicklung

Allen geneigten Lesern und Leserinnen wird bewusst sein, dass die festgelegten Iterationszeiträume gemäß Scrum, im Maximum vier Wochen, nicht zu Lebens- und Entwicklungszyklen passen, die Strategien in der Regel benötigen. Das Entwicklungsvorgehen, das im ITIL-Kontext als „Strategy Cycles“ dargestellt wird, ähnelt der agilen Methode von Scrum. Dabei handelt es sich um eine iterative und inkrementelle Herangehensweise, die darauf abzielt, eine ausgearbeitete Strategie zu entwickeln und kontinuierlich zu optimieren. 

Wie schon angedeutet, ist diese Vorgehensweise der klassischen Scrum-Feedbackschleife nicht unähnlich. Sie legt aber einen besonderen Fokus auf etwaige Market Disruptions als Einflussgeber, auf die in dem Strategy Review eingegangen wird und ist in sich deutlich länger. Ein typisches Beispiel ist das Aufkommen einer neuen innovativen Technologie. In jüngerer Vergangenheit kann hierfür beispielsweise ChatGPT genannt werden. Nach dessen Veröffentlichung wurden in vielen Bereichen Strategien und Produkte angepasst, um auf die Entwicklungen zu reagieren. 

Selbstverständlich spielen für eine Strategie auch die an sie gestellten Anforderungen eine Rolle. Jedoch werden sie in der Regel auf einer anderen Ebene aufgenommen, als es in der Produktentwicklung im Sinne von Scrum geschieht. Je nach Unternehmensformen sind unterschiedliche Führungsgremien oder -personen direkt involviert, wie zum Beispiel in Planungs-, Beschluss- und Bewertungs-Themen, da es hier um wegweisende Entscheidungen für z.B. die Zukunft der Firma, der Abteilung und des Fachbereichs geht. 

Hindernisse in der Entwicklung 

Ein wichtiges Schlüsselthema, um beide Welten zu vergleichen, ist das Beseitigen von Hindernissen. Im Scrum-Kontext wird das “aus dem Weg räumen” normalerweise im ‚Daily‘ angesprochen. Das Ziel ist die gemeinsame Beseitigung der Hindernisse, auch wenn diese Aufgabe insbesondere in den Verantwortungsbereich des Scrum Masters fällt. Diese Aufgabe liegt bei der Implementierung einer Strategie in der Verantwortung der jeweiligen Führungsrolle. Diese soll sicherstellen, dass alle Ressourcen beschafft und Maßnahmen für ein erfolgreiches Vorankommen unterstützt werden. Dazu zählen zum Beispiel folgende Maßnahmen: 

  • Klares Kommunizieren der Prioritäten 
  • Entfernen unnötiger bürokratischer Elemente im Unternehmen 
  • Anpassung der Berichtsstrukturen 
  • Optimierung von Genehmigungsprozessen 

Zielerreichung 

Im Scrum-Kontext steht am Ende einer Entwicklungsperiode bzw. eines Sprints wenigstens ein ‚Valuable Increment‘ als Ergebnis, dass dazu beiträgt sich dem ‘Product Goal’ zu nähren. Vom Standpunkt der Strategieentwicklung aus misst man das Ergebnis gerne anhand von Faktoren wie der Einhaltung des Zeitplans, der Implementierung gemäß den Spezifikationen und der Einhaltung des Budgets. Daneben ist für die Erfolgsbeurteilung immer auch zu betrachten, ob die Umsetzung der Strategie dazu beigetragen hat, sich der „Vision“ weiter anzunähern.  

In beiden Kontexten steht somit ein übergeordneter Punkt im Fokus: 

Was die „Vision“ für die Strategie ist, stellt das ‘Product Goal’ für Scrum da.  Es handelt sich um zwei Methoden mit ähnlichem Entwicklungsvorgehen, um diese Ziele zu erreichen. 

Hinter dem Ziel 

Ein wesentliches Thema ist außerdem, dass das Ziel bei beiden Frameworks nicht einem Ende gleichzusetzen ist.  

Aus einer erfolgreich implementierten Strategie wird immer eine neue Initiative folgen, die auch wieder eine Strategie zur Umsetzung benötigt und genauso ist die Entwicklung in Scrum nicht nach einem Sprint abgeschlossen. Das aktuelle Ziel ist nur ein Teilstück auf dem Weg zur Vision oder auch dem ’Product Goal’.