Der erste Teil dieser Reihe befasste sich mit Stakeholdern, der Customer Journey, Anforderungen und letztlich der Generierung eines Mehrwerts – basierend auf dem ITIL4 Modul “Drive Stakeholder Value”. In diesem Teil liegt der Fokus nun auf dem Element „Create, Deliver and Support“ und rückt den eigentlichen Scrum-Kreislauf mit seinen Artefakten in den Mittelpunkt. Außerdem wird betrachtet, wie dieser im Zusammenhang mit der „ITIL service value chain“ stehen kann.
Im Scrum-Kreislauf gibt es fünf sogenannte Events: das „Sprint Planning“, den „Sprint“, das „Daily Scrum“, die „Sprint Review“ und die „Sprint Retrospective“.
Abb. 1: Abbildung 1: Scrum-Kreislauf
Dem steht auf ITIL-Seite das ITIL service value system gegenüber, dass aus den sechs Schlüsselaktivitäten besteht: „Plan“, „Improve“, „Engage“, „Design and Transition“, „Obtain/ Build“ und „Deliver and Support“.
Value stream im Scrum-Kreislauf
Der Ablauf einer oder mehrerer Schlüsselaktivitäten wird im ITIL-Kontext als „Value Stream“ bezeichnet. Ein klassisches Beispiel hierfür ist ein Incident oder auch die Neu- oder Weiterentwicklung eines Produktes. Wie im vorherigen Artikel bereits angeführt, ist das Bestreben und Ziel in ITIL einen Mehrwehrt für den Kunden zu schaffen. Folglich ist dies auch der Endpunkt eines einzelnen Value Streams. Unter Berücksichtigung dieses Zusammenhangs wird deutlich, dass eine beliebige Anzahl direkt hintereinander ablaufenden Value streams systematisch in einem Scrum-Kreislauf erfolgen kann. Andererseits ist es auch möglich, durch richtige Definition der User Stories, einen Value Stream im Zuge mehrerer Iterationen zu vollenden. Beide Varianten sind vorstellbar, da beide Rahmenwerke sehr viel Raum lassen. Diese Freiheit begründet sich in Scrum durch den schmalen Umfang, welcher nur ein gewisses, aber mandatorisches Minimum verlangt. Innerhalb ITILs hingegen zeigt sich der Anspruch auf vollumfängliche Umsetzung, nur mit dem Ansatz die nützlichen Aspekte zu adaptieren. So haben beide in ihrer jeweiligen Welt viel Flexibilität.
Globale Aktivitäten im Scrum-Kreislauf
Die Kernaktivitäten lassen sich im gewissen Maße auf ein oder mehrere der Scrum-Events mappen bzw. gibt es ebenso Aktivitäten, die im Scrum-Kontext als generell zu betrachten sind.
Als die globalen Aktivitäten sind Plan und Engage zu nennen. Diese Tätigkeiten finden zwar auch speziell und im wesentlichen Ausmaß im Zuge des Sprint Plannings statt, können aber ebenso zu jedem anderen Zeitpunkt vorkommen. Die Rolle des Product Owner ist in diesen Aktivitäten mit am stärksten involviert, da die Anforderungsermittlung im Austausch mit den Stakeholdern zu seinen Hauptaufgaben zählt. Allerdings ist auch das restliche Scrum-Team in diese Aufgabe involviert, und zwar im Zuge des „Backlog Refinement“, was gleichermaßen zu den Standarttätigkeiten des gesamten Scrum-Teams gehört.
Kernaktivitäten abgebildet in Scrum-Events
Die Aktivitäten Design and Transition, Obtain/ Build sowie Deliver and Support kann man dem eigentlichen Sprint zuordnen. Diese Klassifizierung erfolgt, da sich diese Schlüsseltätigkeiten zu User Stories und Epics im Sinne des Sprints und Product Goal formen lassenund im Zuge des Sprints bearbeiten werden. Herausnehmen muss man, bei Aufrechterhaltung eines Scrum-Mindset, den Punkt Support. Hier muss man sich bewusstmachen, dass Scrum ein Rahmenwerk aus der Produkt- bzw. Softwareentwicklung ist und nicht aus einem Support-Fokus heraus entstand. Es ist trotzdem absolut möglich Support-Tätigkeiten innerhalb des Scrum Framework zu bearbeiten. Speziell für das Lösen von Bugs ist dies sogar sehr gut umsetzbar. In der beispielhaften Betrachtung von Incidents oder Service Requests wird dennoch schnell sichtbar, dass das Rahmenwerk hierfür nicht ausgelegt wurde. Dies zeigt sich bereits durch die Schwierigkeit der Abschätzbarkeit für den Sprint.
Letztlich wird noch die Aktivität Improve näher beleuchtet. Diese nimmt in Scrum eine Sonderrolle oder auch die Position eines wichtigen Kernelementes ein, denn in beiden Rahmenwerken ist der Vorsatz stetiger Verbesserung ein zentraler Punkt. „Improve” ist daher zum einem in der Sprint Review als auch in der Sprint Retrospektive z. B. bei der ständigen Betrachtung der Definition of Done enthalten.
Außerdem – und im Sinne von Scrum unter Umständen noch viel wesentlicher – findet sich Improve in der iterativen Entwicklung wieder, der Scrum mitunter zugrunde liegt.
Ausblick
Im kommenden dritten Teil der Reihe wird das Wirken von Scrum im Kontext des Moduls „Direct, Plan, Improve“ behandelt. Ein zusätzliches Augenmerk liegt unter anderem auf dem als Kernaktivität Improve schon angeschnittenen Punkt, der im weiteren Verlauf der Beitragsserie unter der Bezeichnung „Continual Improvement“ ausgeführt wird.