Nachhaltigkeit, Treibhausgase und Umweltschutz sind Themen, die bereits seit den 1960er Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnen. Daher ist Umweltbewusstsein schon lange kein Thema mehr, das nur in der Politik, bei Fridays for Future oder in Umweltorganisationen diskutiert wird. Parallel dazu wurde den Rechenschiebern der Kampf angesagt. Daher durchlebt die Gesellschaft eine rasante Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien, die nicht mehr aufzuhalten ist.
Was bedeutet Nachhaltigkeit in der Gesamtheit?
Nachhaltigkeit bezeichnet die ganzheitliche Betrachtung der Bereiche Ökologie, Ökonomie und Soziales. Hier geht es demnach um wesentlich mehr als nur um den Stromverbrauch oder den Schadstoffausstoß einzelner Komponenten. Darüber hinaus betrachtet Nachhaltigkeit auch, unter welchen Bedingungen und mit welchen Ressourcen die einzelnen Komponenten gebaut und wie lange diese betrieben werden können. Es bedarf demnach ein hohes Maß an Transparenz, um den Gedanken der Nachhaltigkeit auch in die Tat umzusetzen.
Wir befinden uns in einer Zeit enormer Veränderungen. Überall auf der Welt richten Unternehmen nun ihre Tätigkeiten auf die Gesundheit, Stabilität und Zukunft unseres Planeten aus. Anstatt Produkte herzustellen, die verbraucht und weggeworfen werden, gehen wir zu einer Welt über, in der Unternehmen und Menschen Produkte und Materialien immer wieder verwenden. Die lineare Wirtschaft entsprechend des „Take-Make-Waste-Modells“ wandelt sich, mit dem Ziel eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren. Aus diesem Vorhaben leiten sich weitere Fragen ab: Wie gut lassen sich defekte Geräte reparieren? Können einzelne Bauteile ausgetauscht werden, oder muss das Gerät ausgetauscht und verschrottet werden?
Die Rohstoffproblematik
Als Konrad Zuse im Jahr 1941 den ersten funktionsfähigen Computer gebaut hat, wird er vermutlich noch nicht geahnt haben, wie schnell sich sein „mechanisches Gehirn“ weiterentwickeln wird. Schon im Laufe der 70er Jahre kamen die ersten Personal Computer auf den Markt. Diese wurden mit Tastatur, Monitor und Betriebssystem ausgeliefert und verfügten über wesentlich mehr Rechenleistung als der Z3 von Konrad Zuse. Seitdem schreitet die Entwicklung weiterhin unaufhörlich voran. Nicht verwunderlich ist es also, dass die Fertigstellung dieser PC gegenwärtig viele Materialien verbraucht. So benötigt man für die Energiegewinnung, zur Herstellung und für die Produktion eines einzigen PC ca. 19 Tonnen an Rohstoffen. Neben Wasser, chemischen Stoffen und fossilen Energieträgern, sind es auch Edel- und Schwermetalle, die hierfür abgebaut werden müssen.
Da die meisten Computer (Desktop PC) eine durchschnittliche Lebensdauer von ca. 4-6 Jahren haben und Laptops bereits nach 3-5 Jahren ausgemustert werden, ist es vorstellbar, welche Massen in den Produktions- und Lieferketten bewegt werden.
Die Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf das Asset Management
Wie das Statistische Bundesamt im Januar dieses Jahres bekanntgegeben hat, besitzen aktuell 91,9 % aller Haushalte in Deutschland einen PC [Quelle: Statistisches Bundesamt]. Zudem werden spätestens seit Beginn der Pandemie auch die Arbeitsplätze der Deutschen immer digitaler. So lernten viele Mitarbeiter:innen das Home-Office kennen und wurden hierfür mit zusätzlicher Hardware (Laptops, Monitore, etc.) ausgestattet. Zusätzlich dazu entsteht in Rechenzentren eine andere Herausforderung. Sie sind teilweise mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Hardware-Komponenten und von verschiedensten Herstellern ausgestattet. Nicht selten geht so der Überblick verloren. Schnell entsteht ein Dschungel aus Systemen, die sich teilweise gegenseitig ausbremsen und dadurch weitere Energie verbrauchen. Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass Unternehmen den geschärfte Blick auf den CO2-Fußabdruck auch auf die IT-Umgebungen und Rechenzentren richten [Quelle: Tagesschau]. Schließlich sorgt der steigende Digitalisierungsgrad für eine wachsende Auslastung der Rechenzentren. So hat sich z.B. der Bedarf an Rechenleistung seit 2010 verzehnfacht – ein Umstand, der sich auch beim Energiebedarf bemerkbar macht.
Es ist nicht nur die Hardware, sondern auch die installierte Software, die den Datenfluss und somit auch die Arbeitslast und den Energieverbrauch der Systeme beeinflusst. Häufig fehlt es jedoch an den passenden Systemen, die in der Lage sind, die IT-Assets in der Umgebung zu scannen, deren Nutzung zu erkennen und sie vollumfänglich zu verwalten. Stattdessen sind, wenn überhaupt, Excel-Tabellen im Einsatz. Mit diesen wird es jedoch immer schwieriger, eine Übersicht über die verwendeten Assets zu erhalten.
Erste Ansätze für eine nachhaltigere IT
Green IT und der Betrieb von Rechenzentren
Die Nutzung energie- und stromintensiver Rechenzentren und der Gedanke an die Umweltbelastung sind Aspekte, die in unterschiedlichen Bereichen eine stetige Diskussion erfordern. Bereits seit 1988 beschäftigen sich Hersteller und Spezialist:innen mit dem Thema „Green IT“, um beispielsweise den Betrieb von Rechenzentren klimafreundlicher zu gestalten.
Maßnahmen wie z.B. das Nutzen der Abwärme, automatische Steckdosenleisten, Bildschirme mit Abwesenheitserkennung und effizientere Kühlanlagen senken den Energieverbrauch erheblich und tragen somit zu einer grüneren Welt bei. Für das Ziel nachhaltigerer Rechenzentren liegt zudem der Gedanke nahe, Strom aus erneuerbaren Energien zu beziehen. Sensoren und ein KI-gestützter Ansatz helfen bei der Reduktion des Energieverbrauchs, der beispielsweise bei der Kühlung der Systeme und Festplatten anfällt.
Entsorgung, Recycling, Wiedervermarktung
Wie bereits erwähnt, ist die Haltbarkeit der PC, Laptops und Tablets mit einer durchschnittlichen Lebensdauer von 4-6 Jahren begrenzt. Dieser Zeitraum ist neben einem behutsamen Umgang auch abhängig von Support- und Wartungsverträgen, die die Haltbarkeit entsprechend verlängern können. Es gibt inzwischen auch zahlreiche Unternehmen und Lösungen, die sich auf Recycling, Wiederaufbereitung und die Wiedervermarktung der gebrauchten Hardware konzentrieren.
Asset Management als weiterer Ansatzpunkt
Um gezielte Aktivitäten gegen die Umweltbelastungen durch die IT starten zu können und den CO2-Fußabdruck zu minimieren, ist es wichtig zu wissen, wo man aktuell steht. Denn ohne einen Status Quo ist es schwer einen geeigneten Ansatzpunkt zu finden, mit dem man gezielt die eigenen Nachhaltigkeitsbemühungen nach vorne bringen kann. Trotzdem haben viele Unternehmen weiterhin keinen Überblick über ihre Prozesse und Daten (Quelle: IDC). Der wichtigste Schritt ist es daher, die benötigte Transparenz in der IT-Infrastruktur zu schaffen. Dazu sollte eine Übersicht der aktuell genutzten Hard- und Software vorliegen.
Verwaltung als Schritt zur Transparenz
Hat man die Bestandsaufnahme erledigt, ist es wichtig, den Status der einzelnen Assets zu erfassen und sie vollumfänglich zu verwalten. Nur so gelingt es, die benötigte Transparenz zu jedem Zeitpunkt aufrechtzuerhalten.
Basierend auf den Erkenntnissen dieser Daten können Unternehmen nun weitere Maßnahmen in die Wege leiten. So kann man beispielsweise Komponenten mit übermäßigem Energieverbrauch identifizieren, Ursachen ergründen und beseitigen. Dadurch ist es möglich, die vorhandenen Systeme und Kapazitäten in deren vorgesehenen Lebenszyklus vollkommen auszuschöpfen. Eine Asset-Management-Lösung bietet beispielsweise die Möglichkeit, ungenutzte Software zu erkennen. Diese Lizenzen können daraufhin neu vergeben werden – dorthin, wo sie noch benötigt werden. Dadurch vermeidet man nicht nur Kosten für den Kauf weiterer Lizenzen, sondern auch den zusätzlichen Energieaufwand, der für die Installation und Nutzung weiterer Software anfallen würde.
Verlängerte Lebenszeit durch Wartung und Updates
Regelmäßige Wartung und Updates der Systeme verlängern zudem die Haltbarkeit der Geräte. Zudem verschieben sie im besten Fall das Ende des Asset-Lebenszyklus und leisten einen Beitrag zur Vermeidung von Elektroschrott. Aber auch wenn ein Gerät das Ende seines Lebens im Unternehmen erreicht, bedeutet es nicht, dass man es nicht mehr nutzen kann. Wenn Unternehmen Datenschutz und Sicherheitsrichtlinien beachten, spricht nichts gegen einen weiteren Gebrauch. Dort werden sie in einem anderen Gebiet teilweise noch bis zu 20 weitere Jahre genutzt.
Darüber hinaus lohnt sich auch das Monitoring der eigenen Assets im IT-Bereich und bei Produktionsanlagen hinsichtlich Fehler oder Leistungsabbrüchen. So kann man Wartungen bei Bedarf anberaumen und Ausfälle antizipieren, sodass man in der Lage ist, zusätzliche Energie einzusparen. Ein weiterer positiver Nebeneffekt eines ganzheitlichen Asset Managements ist darüber hinaus auch das Potenzial, die eigenen Prozesse zu optimieren, Kosten zu sparen und Risiken zu minimieren. Die gewährleistete Transparenz bietet zahlreiche Erkenntnisse, mit denen Kosten reduziert und Software-Lizenzen jederzeit compliant eingesetzt werden können.
Fazit: Nachhaltigkeit & IT
Der Begriff Nachhaltigkeit ist längst kein Buzzword mehr und mittlerweile vollständig in der IT angekommen. Es existiert eine Vielzahl an Ideen, Konzepten und Bemühungen, um Software und Hardware nachhaltig einzusetzen und so ihren CO2-Fußabdruck zu senken. Um diesen Bemühungen mehr Kraft zu verleihen, schafft ein ganzheitliches Asset Management die benötigte Transparenz. Darüber hinaus liefert es Daten, aus denen Unternehmen Erkenntnisse für das weitere Vorgehen ziehen können.
Quellen:
IDC
Öko Institut e.V.
Oeko-fair e.V.