Ersetzt Robotic Process Automation meinen Arbeitsplatz?

Der Begriff Robotic Process Automation (RPA) erfreut sich sowohl im deutschsprachigen, als auch im internationalen Raum seitens digitalisierungswilliger Unternehmen an immer größerem Interesse. Aus unternehmerischer Perspektive überwiegen die Vorteile dieser Technologie. Denn mit RPA ist es möglich, sich wiederholende, regelbasierte Prozesse automatisiert von Software-Robotern erledigen zu lassen. Folglich könnten Angestellte aufgrund von potenziellen Ressourceneinsparungen ihres Arbeitgebers um ihren Arbeitsplatz fürchten. Im Zuge dessen stellt sich die Frage, ob RPA wirklich eine Technologie ist, die Arbeitsplätze künftig ersetzen wird, indem von Menschen ausgeübte Tätigkeiten automatisiert werden. Ersetzt RPA irgendwann auch meinen Arbeitsplatz oder besteht sogar die Möglichkeit einen Mehrwert für Angestellte aus RPA zu generieren?

RPA – Ein kurzer Einblick 

Robotic Process Automation (RPA) ermöglicht die Automatisierung von wiederkehrenden, regelbasierten und standardisierten Prozessen mithilfe von Software-Robotern. Die Voraussetzung für eine Automatisierung ist, dass ein qualitativ hochwertiger Prozess vorliegt und mögliche Hindernisse beseitigt wurden. Der Bot kann daraufhin durch einen Fachanwender mit einem entsprechenden RPA-Tool konzipiert und realisiert werden. Genau wie ein menschlicher User ist der Bot in der Lage auf der Benutzeroberfläche eines Computers zu interagieren und vordefinierte Kommandos sequenziell auszuführen. Generell wird zwischen unbeaufsichtigten und beaufsichtigten RPA-Bots differenziert. Unbeaufsichtigte Bots reagieren auf vordefinierte Bedingungen, ohne auf menschliche Interaktion angewiesen zu sein. Der beaufsichtigte Bot wird von einem Mitarbeiter manuell ausgelöst, sobald vorangegangene Prozessschritte erledigt sind. 

Vorteile aus der Unternehmensperspektive 

Aus unternehmerischer Sicht sprechen Faktoren wie Kosten, Zeit, Qualität und Compliance für den Einsatz einer RPA-Lösung. In vielfältigen Systemlandschaften von Unternehmen kann RPA eine nicht-invasive Verbindung mittels Benutzeroberfläche zwischen Applikationen herstellen, ohne tiefgreifende Veränderungen vorzunehmen. Gerade wiederkehrende und regelbasierte Prozesse, die viele Personentage für die Umsetzung erfordern, eignen sich bestens für eine Prozessautomatisierung. Kosten verringern sich, indem die Personentage für einen speziellen Prozess reduziert oder annulliert werden. Gleichermaßen zeichnen sich Software-Bots durch hohe Bearbeitungsgeschwindigkeiten und Effizienz aus. Die meisten automatisierbaren Prozesse sind unabdingbar und essenziel für ein Unternehmen. Das Auslagern dieser Prozesse auf Software-Bots ermöglicht es den Mitarbeitern kreativere Aufgaben wahrzunehmen, die zum Fortschritt des Unternehmens beitragen. Der quantitative Einsatz der Bots lässt sich dem Arbeitsvolumen entsprechend flexibel skalieren. Anstelle sich den Großteil seiner Arbeitszeit mit automatisierbaren Routinetätigkeiten zu befassen, bietet RPA Mitarbeitern die Möglichkeit, sich kreativeren und stellenspezifischeren Aufgaben zu widmen. Die Mitarbeiterzufriedenheit steigert sich nachweislich, wenn langwierige und monotone Tätigkeiten auf Bots übertragen werden.  

Bleiben Mitarbeiter auf der Strecke? 

Gegenargumente für eine Implementierung von RPA lassen sich aus Unternehmenssicht nur schwer ausfindig machen, wohingegen der Vorteil der Arbeitsentlastung des Personals aus Arbeitnehmersicht als Nachteil ausgelegt werden könnte. Die Implementierung eines neuen und unbekannten Systems, bei dem von Mitarbeiterentlastung, Kostensenkung und Qualitätssteigerung die Rede ist, kann eine Vielzahl von Fragen aufwerfen. Dient das neue System dazu, mich künftig zu ersetzen? Ist mein Arbeitsplatz akut gefährdet? Bin ich überhaupt in der Lage mit dem neuen System umzugehen? Welche Skills müsste ich mir aneignen, damit mein Arbeitsplatz auch in Zukunft gesichert ist? Die Schlussfolgerung von „Arbeitsentlastung“ zu „Arbeitsentlassung“ wird deshalb nicht selten getroffen. Die Sorgen, Ängste und Unsicherheiten des Personals, die im Zusammenhang mit RPA einhergehen können, führen sicherlich auch zu einer Ablehnungshaltung gegenüber dem neuen System. 

Um die Akzeptanz und Transparenz zu steigern, ist eine Aufklärung über direkte Vorteile der Angestellten bereits vor der Einführung der RPA-Technologie erforderlich. Es sollte klar kommuniziert werden, dass Bots die Mitarbeiter unterstützen und nicht ersetzen. Darüber hinaus erfüllen die Aufgaben des Bots eine ergänzende Funktion und sorgen für einen Synergieeffekt, bei der Mensch und Bot sich gegenseitig zuarbeiten. Beispielsweise kann mehr Zeit für kundenorientierte Tätigkeiten aufgebracht werden. Indem intensiver auf Kundenbedürfnisse eingegangen werden kann, trägt man zu höherer Kundenzufriedenheit und einer Stärkung des Kundenverhältnisses bei. Ein anderes Beispiel für die neu gewonnenen Kapazitäten ist der Fokus auf die Entwicklung von innovativen Produkten und Konzepten. 

Grundsätzlich ist es wichtig, Angestellte davon zu überzeugen, dass die resultierenden Kosteneinsparungen mitunter Verwendung in Weiterbildungsmaßnahmen finden. Somit kann RPA eine Chance sein, den Mitarbeiter fachlich weiterzubilden und seinen Unternehmenswert zu steigern. Denn der Erfolg des Unternehmens ist vom Fortschritt des einzelnen Mitarbeiters abhängig. Neben den zuvor genannten indirekten Effekten sorgt RPA für gänzlich neue Aufgabenbereiche in Form von Konzeption, Erstellung und Monitoring der Software-Roboter. Mithilfe von Schulungsangeboten bieten RPA-Plattformen durch ihre benutzerfreundliche Oberfläche einen leichten und angenehmen Einstieg. 

Fazit 

Abschließend lässt sich konstatieren, dass die Zweifel zum Thema RPA aus Arbeitnehmersicht unberechtigt sind, solange der Wert des Menschen im Mittelpunkt des Unternehmens steht. Um eine erfolgreiche Einführung zu bewerkstelligen, ist die Kommunikation und Transparenz gegenüber den Angestellten dringend notwendig.