Während viele Unternehmen ihre Digitalisierungsstrategien auf Büros und Verwaltung konzentrieren, bleiben oft diejenigen im Hintergrund, die das Tagesgeschäft überhaupt erst möglich machen: die Frontline Worker. Ob im Einzelhandel, in der Produktion oder in der Logistik – sie sind es, die täglich direkten Kundenkontakt haben, Prozesse am Laufen halten und den Erfolg des Unternehmens maßgeblich mitgestalten. Trotzdem fehlt es ihnen oft an den richtigen digitalen Werkzeugen, Mitspracherechten und Entwicklungsmöglichkeiten. Es ist Zeit, das zu ändern.
Warum Frontline Worker im Change-Prozess oft vergessen werden
Die meisten Change-Prozesse in Unternehmen starten „von oben“: Das Management plant, die IT-Abteilung entwickelt und am Ende müssen sich die Mitarbeitenden vor Ort anpassen. Doch genau hier liegt das Problem: Frontline Worker sind nicht nur Betroffene, sondern wichtige Anwender neuer Systeme. Werden sie nicht einbezogen, führt das schnell zu Ablehnung, ineffizienter Nutzung oder sogar zu offenen Widerständen gegen die Veränderung.
Einbindung von Frontline Workern in IT-Projekte
- Kein fester PC-Arbeitsplatz → Fehlende direkte Kommunikation über E-Mail oder Intranet
- Zeitmangel → Wenig Kapazität für Schulungen und Meetings
- Technik-Skepsis → Angst vor Überforderung oder Arbeitsplatzverlust durch Digitalisierung
- Mangelnde Mitgestaltungsmöglichkeiten → Systeme werden oft an der Realität der Mitarbeitenden vorbei entwickelt
Wie können wir Frontline Worker sinnvoll einbinden und Change Management gezielt für diese Zielgruppe gestalten? Hier sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren:
1. Erfolgsfaktor: Kommunikation – direkt, einfach und nah an der Praxis
E-Mails und lange Projektpräsentationen sind für Frontline Worker oft keine Option. Deshalb braucht es neue Wege, um sie frühzeitig und verständlich zu informieren. Erfolgreiche Unternehmen setzen auf:
- kurze, visuelle Infos statt langer Dokumente (z. B. Erklärvideos oder Infografiken)
- direkte Kommunikation vor Ort durch Führungskräfte oder Change-Botschafter
Wichtig: Kommunikation sollte nicht nur einseitig sein! Regelmäßige Feedbackrunden und einfache Möglichkeiten, Fragen zu stellen, sorgen für echte Beteiligung.
2. Erfolgsfaktor: Frontline Worker aktiv in den Change-Prozess einbinden
Niemand kennt die täglichen Abläufe besser als die Mitarbeitenden selbst. Unternehmen, die ihre Frontline Worker frühzeitig einbeziehen, haben eine deutlich höhere Akzeptanz für neue Systeme.
Dafür eignen sich:
- Pilotgruppen aus Frontline Workern, die neue Tools vorab testen und Verbesserungsvor-schläge liefern
- Workshops & Praxis-Tests, um Feedback einzuholen, bevor eine neue Lösung ausgerollt wird
- „Change Champions“ aus den eigenen Reihen, die als Multiplikatoren wirken und Kollegen unterstützen
Tipp: Mitarbeitende, die sich ernst genommen fühlen und aktiv mitgestalten dürfen, werden von Skeptikern zu Change-Treibern!
3. Erfolgsfaktor: Schulungen praxisnah & alltagstauglich gestalten
Lange E-Learnings oder theoretische PowerPoint-Schulungen funktionieren bei Frontline Workern selten. Besser sind:
- kurze, interaktive Trainingseinheiten direkt am Arbeitsplatz
- Schritt-für-Schritt-Anleitungen per Video oder auf mobilen Geräten
- praxisnahe Schulungen mit echten Anwendungsszenarien statt allgemeiner IT-Theorie
Ideal ist es, wenn Mitarbeitende bereits während der Einführung einer neuen Lösung geschult werden – nicht erst, wenn die Umstellung abgeschlossen ist.
4. Erfolgsfaktor: Führungskräfte als Schlüssel zum Erfolg
Die direkte Führungskraft ist für Frontline Worker oft die wichtigste Informationsquelle. Wenn diese nicht überzeugt ist, wird der Change auch nicht ankommen. Deshalb sollten Teamleiter und Vorgesetzte gezielt eingebunden werden:
- Change-Trainings für Führungskräfte, damit sie Veränderungen richtig begleiten können
- klare Argumente, warum die Veränderung wichtig ist – mit echten Vorteilen für das Team
- regelmäßige Check-ins, um Fragen zu klären und Probleme frühzeitig zu lösen
Kurz gesagt: Ohne die Führungskräfte läuft Change Management ins Leere!
Unser Fazit: Die Chefetage gibt den Anstoß – echter Change entsteht jedoch erst durch jeden Einzelnen
Wenn Frontline Worker in IT-Projekte eingebunden werden, steigt die Akzeptanz und die Einführung neuer Prozesse verläuft deutlich reibungsloser. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in klarer Kommunikation, direkter Beteiligung, praxisnahen Schulungen und der Unterstützung durch Führungskräfte.
Change Management ist kein Top-Down-Prozess – es muss mit und für die Mitarbeitenden gestaltet werden!