Nichts ist so schwer, wie sich selbst zu verändern. Die Gründe für die meisten Veränderungen kennen und verstehen wir. Das eigene Verhalten aufgrund dessen anzupassen, steht allerdings wieder auf einem anderen Blatt. Und jetzt kommt noch eine weitere Herausforderung hinzu: Als Führungskraft befindet man sich nicht nur selbst im oftmals unbequemen Veränderungsprozess, sondern soll gleichzeitig auch noch andere in diesem Prozess begleiten. Wie soll man das schaffen?
Sich selbst als Teil der Veränderung sehen
In vielen Unternehmen steht es gar nicht zur Debatte, dass gewisse Arbeitsabläufe angepasst, optimiert oder digitalisiert werden müssen. Das Management begrüßt die Entscheidung, ein neues IT-Tool einzuführen, und nötige Gelder werden freigegeben. Die IT-Abteilung stellt daraufhin die neuen technischen Möglichkeiten zur Verfügung und die Mitarbeitenden werden sich schon irgendwie in die neuen Tools einarbeiten. Läuft, oder?
Erfahrungsgemäß funktioniert es genau so nicht. Umso größer ist dann der Schock, wenn Führungskräfte realisieren, dass sich die Arbeitsweise des disziplinarisch unterstellten Teams nur vollumfänglich ändern kann, wenn auch sie selbst ihre Arbeitsweise anpassen.
Leider vergehen bis zu dieser Erkenntnis oft wertvolle Monate im Projekt. Die Folge? Die Mitarbeitenden sind den Führungskräften oft in vielen Schritten voraus.
Sich vor Selbstüberschätzung hüten
Eine Führungskraft ist in aller Regel nicht umsonst eine Führungskraft. Sie hat bewiesen, dass sie komplexe Zusammenhänge erfassen und sich schnell in neue Dinge einarbeiten kann. Vielleicht sind es genau diese Fähigkeiten oder Kompetenzen, die zum Trugschluss führen, dass neue digitale Arbeitsweisen einfach so nebenbei zu erlernen sind. Die Praxis zeigt jedoch: So einfach, wie Vieles am Anfang erscheint, ist es dann doch nicht. Es reicht auch nicht aus, neue technische Möglichkeiten kennenzulernen. Wahre Kompetenz zeigt sich darin, in der jeweiligen Situation das passende Tool zu wählen und dann auch effektiv damit umgehen zu können.
Dazu stehen, auch selbst Anfänger zu sein
Besonders Führungskräften fällt es manchmal schwer, zuzugeben, in manchen Dingen Anfänger zu sein. Viele Augen sind auf sie gerichtet und in der Regel sind sie eine Art Vorbild. Aber warum haben manche Führungskräfte das Gefühl, zu versagen oder kein gutes Vorbild zu sein? Weil auch sie neue Fertigkeiten lernen müssen? Ist es nicht eher so, dass sie mehr Wertschätzung und Respekt erfahren, wenn die Mitarbeitenden sehen, dass auch ihre Führungskraft bereit ist, sich in neue Themen einzuarbeiten und sich weiterzuentwickeln? Können solche Führungskräfte ihre Mitarbeitenden nicht viel besser verstehen, ihre Herausforderungen nachempfinden und sie dadurch auch besser im Veränderungsprozess begleiten? Die Antwort liegt auf der Hand.
Verständnis zeigen
Wie oft hatten Sie schon Verständnis für eine Person und deren Situation, haben es allerdings nie ausgesprochen? Wie oft waren Sie von dem Engagement oder dem Ehrgeiz von anderen begeistert, haben es aber nie gesagt? Sicherlich mehr als einmal.
Es ist menschlich, dass wir uns verstanden fühlen möchten. Kann jemand unsere Situation nachempfinden oder hat vielleicht sogar das Gleiche erlebt und gemeistert, spornt uns das an, nicht aufzugeben. Eine Führungskraft, die offen zugibt, anfangs auch mit der ein oder anderen Neuerung gehadert zu haben, motiviert damit andere, nicht gleich aufzugeben, sondern weiter dranzubleiben.
Freiraum schaffen
Je mehr Verantwortung, desto mehr Pflichten und Termine hat man. Zwischen Führungs- und Business-Tätigkeiten Zeit zu finden, sich in Neues einzuarbeiten, kann eine echte Herausforderung sein. Vielen hat es geholfen, sich ganz bewusst Zeiten im Kalender zu blocken und dann auch nichts dazwischenkommen zu lassen.
Vor einer ähnlichen Herausforderung stehen auch Ihre Mitarbeitenden. Neben dem normalen Alltagsgeschäft dürfen auch sie sich in neuen Tools und Arbeitsweisen zurechtfinden. Geben Sie ihnen daher Zeit dafür, neue Wege und Möglichkeiten auszuprobieren, allen voran natürlich internen Multiplikatoren.
Diese können ihrer Rolle als Treiber der Veränderung nur gerecht werden, wenn sie ausreichend Zeit dafür erhalten. Befreien Sie Ihre Multiplikatoren von etwaigen anderen Aufgaben, damit sie diese Zeit zur Verfügung haben. Sie werden schnell feststellen, wie gut diese Zeit investiert ist. Ihre Multiplikatoren entdecken neue Arbeitsweisen, können diese ausprobieren und somit auch andere damit begeistern und die Veränderung aktiv voranbringen.
Aktiv unterstützen
Andere bei einer neuen Arbeitsweise zu unterstützen, hilft auch dabei, das eigene Verständnis zu vertiefen oder zu verstärken. Es ist immer etwas anderes, etwas Neues verstanden zu haben und auch in der Lage zu sein, es anderen einfach und verständlich zu erklären. Nicht selten stoßen wir dabei sogar auf weitere neue Dinge, die wir selbst noch gar nicht bemerkt haben.
Führungskräfte, die gemeinsam mit ihren Teammitglieder lernen und sich somit auf die gleiche Stufe stellen, eignen sich deutlich schneller neue Arbeitsweisen an. Außerdem werden sie auch vom Team anders wahrgenommen und erfahren selbst aktive Unterstützung.
Kennen Sie jemanden in Ihrem Team, der großartige Ideen und Vorschläge für eine verbesserte Arbeitsweise hat? Geben Sie ihm oder ihr den Raum und die Zeit, diese Ideen mit anderen zu teilen. Wie wäre es vielleicht mit einem kurzen Slot im nächsten Teammeeting?
Ausdauer an den Tag legen
Nur wer ausharrt, kommt ans Ziel. Wir alle sind in gewisser Weise „Gewohnheitstiere“ und fallen gerne in alte Verhaltensmuster zurück. Reflektieren Sie daher von Zeit zu Zeit gemeinsam mit Ihrem Team, wie die Umsetzung neuer Arbeitsweisen aktuell gelingt. Wo funktioniert es richtig gut? Wo ist vielleicht noch Verbesserungsbedarf? Halten Sie mit Ihrem Team gemeinsam konkrete Schritte fest, wie Sie gemeinsam weiter in Richtung Transformation gehen können.
Nach vorne schauen, aber bitte nicht allein
Die verschiedenen Aspekte zeigen: Es ist nicht immer leicht, als Führungskraft selbst ein Teil der Veränderung zu sein und gleichzeitig auch andere dabei zu unterstützen. Haben Sie allerdings Geduld mit sich selbst und mit Ihrem Team, werden Sie gemeinsam viele Verbesserungen erleben. Wir alle können nicht wissen, welche Veränderungen und Möglichkeiten uns in Zukunft noch erwarten. Nutzen wir gemeinsam jede Möglichkeit, diese zu gestalten!